Kreuzfahrtverband CLIA veröffentlicht neues Gesundheitskonzept
Die Cruise Lines International Association (CLIA) hat verbindliche Kernelemente für Gesundheitsprotokolle veröffentlicht, die von ihren Mitgliedern im Rahmen einer schrittweisen Wiederaufnahme des Betriebs umgesetzt werden sollen. Erstes Ziel des Kreuzfahrtverbands, der 95 Prozent aller Reedereien weltweit vertritt, ist der Neustart in der Karibik und in Mittelamerika noch in diesem Jahr.
Die Ankündigung der CLIA erfolgte nur kurz nach der Veröffentlichung eines 65-seitigen Berichts des gemeinsamen „Healthy Sail Panel“ von Norwegian Cruise Line Holdings und der Royal Caribbean Group, über den wir hier bereits ausführlich berichtet haben. Das CLIA-Papier enthält auch viele Elemente dieses Berichts, berücksichtigt aber auch die bereits in der Praxis erprobten Konzepte der europäischen Reedereien – wie etwa MSC Cruises, Costa, TUI Cruises, Ponant und SeaDream.
Laut CLIA sind die Kernelemente des Konzepts für alle Mitglieder obligatorisch und müssen schriftlich durch den CEO jedes Unternehmens bestätigt werden. Die Reedereien können aber zusätzliche Regeln einführen. Die Maßnahmen sollen kontinuierlich evaluiert und an den aktuellen Stand der Covid-19-Pandemie sowie an neue Entwicklungen bei Tests und Technologien angepasst werden. Das sind die wichtigsten Punkten der CLIA-Protokolle:
- Tests: Covid-19-Tests für alle Passagiere und alle Besatzungsmitglieder vor der Einschiffung
- Masken: Das Tragen von Masken durch alle Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord und während der Ausflüge ist obligatorisch, wenn die physische Distanz nicht eingehalten werden kann
- Distanz: Physische Distanzierung in Terminals, an Bord, auf Privatinseln und bei Landausflügen.
- Belüftung: Luftmanagement- und Lüftungsstrategien zur Erhöhung der Frischluft an Bord und – soweit möglich – zur Verbesserung des Risikos mithilfe verbesserter Filter und anderer Technologien.
- Reaktion: Risikobasierte Reaktionspläne, die auf jedes Schiff zugeschnitten sind, um den medizinischen Bedarf zu decken, dedizierte Kabinenkapazitäten, die für Isolationsmaßnahmen bereitgestellt werden, und Vereinbarungen mit privaten Anbietern für die Quarantäne an Land, medizinische Einrichtungen und den Transport von infizierten Personen
- Landausflüge: Nur Ausflüge nach den vorgeschriebenen Protokollen der Reedereien, strikte Einhaltung durch alle Passagiere und Verweigerung der Rückkehr auf das Schiff, wenn sich Passagiere nicht an die Regeln halten.
Die Covid-19-Tests für alle Gäste und Crew-Mitglieder sind dabei für den CLIA-Vorsitzenden Adam Goldstein der wichtigste Punkt. So soll die gesamte Besatzung drei Teststufen durchlaufen, bevor sie an Bord arbeiten darf. Auf die Art der Tests will sich Goldstein aber angesichts der rasanten Entwicklungen in diesem Bereich nicht festlegen: Möglicherweise würden bereits neuartige Tests verfügbar sein, wenn die Schiffe wieder ihren Betrieb aufnehmen.
Die „No Sail Order“ der US-Gesundheitsbehörde CDC – also das Verbot für alle Kreuzfahrten in den USA – gilt aktuell noch bis Ende September. Die CLIA-Mitglieder haben aber bereits freiwillig alle Kreuzfahrten bis Ende Oktober abgesagt. Theoretisch könnte ein Neustart also mit Anfang November erfolgen. Realistischer ist allerdings Mitte November oder Anfang Dezember. Denn laut Frank Del Rio, CEO von Norwegian Cruise Line Holdings, wird es rund 30 Tage dauern, um die Besatzung wieder an Bord der stillgelegten Schiffe zu bringen und sie für die neuen Regeln auszubilden.