Die Alaska-Saison 2021 könnte vorbei sein, noch ehe sie begonnen hat: Die kanadische Regierung hat das bis 28. Februar 2021 befristete Verbot von Kreuzfahrtschiffen mit Platz für mehr als 100 Passagiere in den Gewässern von Kanada um ein Jahr bis 28. Februar 2022 verlängert. Für die großen Kreuzfahrtlinien bedeutet diese Nachricht einen schweren Rückschlag, der in diesem Ausmaß nicht erwartet worden ist.
Alaska ist zwar ein Bundesstaat der USA und gehört damit nicht zu Kanada. Aber ein US-Gesetz aus dem Jahr 1886 – der sogenannte „Passenger Vessel Service Act“ – schreibt vor, dass alle Kreuzfahrtschiffe unter ausländischer Flagge nicht in amerikanischen Gewässern fahren dürfen, ohne mindestens einmal pro Reise in einem ausländischen Hafen anzulegen.
Die großen Kreuzfahrtlinien – Carnival, Princess Cruises, Holland America Line, Norwegian, Royal Caribbean und Co – fahren allesamt unter ausländischer Flagge und legen daher auf ihren Alaska-Kreuzfahrten immer einen Zwischenstopp in Kanada ein. Meist erfolgt er in Vancouver. Ob die Reisen in Seattle, Los Angeles oder San Francisco beginnen, spielt dabei keine Rolle. Teilweise beginnen und enden die Kreuzfahrten auch gleich in Vancouver.
Ohne die Möglichkeit, in Kanada anzulegen, bleibt den Reedereien daher wohl nichts anderes übrig, als die komplette Alaska-Saison 2021 vom Frühjahr bis in den Herbst hinein abzusagen. Die einzige Alternative wäre der Versuch, auf politischem Weg eine vorübergehende Aussetzung des „Passenger Vessel Service Act“ zu erreichen. Das ist aber vermutlich illusorisch.
Schiffe unter US-Flagge werden nur von einigen kleineren Unternehmen wie UnCruise Adventures, Alaskan Dream Cruises, Lindblad Expeditions oder American Cruise Lines betrieben. Ihre Kapazitäten sind aber gering. Einzig Norwegian Cruise Line verfügt mit der „Pride of America“ über ein größeres Schiff mit Platz für 2.138 Passagiere, das unter US-Flagge fährt und normalerweise ganzjährig auf Hawaii eingesetzt wird. Die Reederei könnte sie nach Alaska schicken, hat dies aber zuletzt bereits mehrfach ausgeschlossen.
Die Alaska-Saison 2021 stand allerdings schon vor der kanadischen Entscheidung auf mehr als wackeligen Beinen: Nach der Absage aller Kreuzfahrten bis Ende Mai hielten es die meisten Insider für nahezu ausgeschlossen, dass die großen Reedereien für den Sommer noch rechtzeitig genügend Schiffe mobilisieren könnten.
Der Tourismus in Alaska muss nun jedenfalls nach dem kompletten Ausfall der Kreuzfahrt-Saison 2020 mit einem weiteren katastrophalen Jahr rechnen. Immerhin entfallen von den jährlich rund zwei Millionen Alaska-Besuchern fast 1,2 Millionen auf Kreuzfahrt-Passagiere.
Massiv betroffen von der Maßnahme der kanadischen Regierung sind auch die beliebten Kreuzfahrten nach Neuengland und Kanada, die von allen großen Reedereien zum „Indian Summer“ im Herbst angeboten werden. Sie müssen vermutlich ebenfalls abgesagt werden, denn selbst eine Beschränkung auf Ziele entlang der Küste der USA wird – so wie in Alaska – durch das Gesetz unmöglich gemacht.
Wie der kanadische Verkehrsminister Omar Alghabra laut Medienberichten erklärte, würden Kreuzfahrtschiffe in kanadischen Gewässern angesichts der Covid-19-Pandemie ein Risiko für die Gesundheitssysteme darstellen: „Vorübergehende Verbote für Kreuzfahrtschiffe sind unerlässlich, um die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen weiterhin zu schützen. Dies ist das Richtige und Verantwortliche“, sagte Alghabra.
Der Minister fügte hinzu, dass man die Situation weiterhin bewerten und gegebenenfalls Änderungen vornehmen werde. Sollte sich die Covid-19-Pandemie ausreichend verbessern, würde man auch die Wiederaufnahme der Kreuzfahrten ermöglichen. Einstweilen bekräftigte er aber seinen Rat an die Bürger und ständigen Einwohner des Landes, bis auf weiteres jegliche Fahrt auf Kreuzfahrtschiffen außerhalb Kanadas zu vermeiden.