KREUZFAHRT-WELT

Kanada: Strafen für Umweltsünder unter den Kreuzfahrtschiffen

Ka­nada hat mit so­for­ti­ger Wir­kung strenge Re­geln für die Ab­was­ser-Ent­sor­gung von Kreuz­fahrt­schif­fen in den Ge­wäs­sern des Lan­des ein­ge­führt. Dazu ge­hört das Ver­bot der Ein­lei­tung von Grau­was­ser und be­han­del­tem Ab­was­ser in­ner­halb von drei See­mei­len vor der Küste, so­weit dies geo­gra­fisch mög­lich ist.

Die Um­welt­richt­li­nien wur­den im April 2022 zu­nächst als frei­wil­lige Maß­nah­men ein­ge­führt. Kurz vor dem Be­ginn der Hoch­sai­son für die Alaska-Kreuz­fahr­ten ver­langt Ka­nada nun aber eine strenge Ein­hal­tung. An­dern­falls kön­nen die Kreuz­fahrt­schiffe mit Geld­bu­ßen bis zum Höchst­be­trag von 190.000 US-Dol­lar ge­mäß dem „Ca­nada Ship­ping Act“ von 2001 be­legt wer­den.

Die neuen Regeln für Kreuzfahrtschiffe

Van­cou­ver (c) pix­a­bay

Die neuen Re­geln schrei­ben ge­nau vor, wie Ab­was­ser und so­ge­nann­tes Grau­was­ser aus Du­schen, Ba­de­wan­nen, Wasch­be­cken und Wasch­ma­schi­nen auf den Kreuz­fahrt­schif­fen zu be­han­deln sind. Die­ser flüs­sige Ab­fall darf dem­nach nicht mehr in­ner­halb von drei See­mei­len vor der ka­na­di­schen Küste ins Meer ein­ge­lei­tet wer­den.

Dar­über hin­aus müs­sen die Schiffe ihr Ab­was­ser und Grau­was­ser mit ei­nem zu­ge­las­se­nen Pro­zess ei­ner ver­bes­ser­ten Auf­be­rei­tung un­ter­zie­hen, be­vor sie es zwi­schen drei und zwölf See­mei­len von der Küste ent­fernt ent­sor­gen dür­fen wird. Für die ark­ti­schen Ge­wäs­ser gel­ten noch ein­mal deut­lich stren­gere Re­ge­lun­gen. Trans­port Ca­nada ver­langt auch, dass die Ein­hal­tung die­ser Maß­nah­men auf An­frage ex­akt do­ku­men­tiert wer­den kann.

Kreuzfahrtschiffe als Umweltsünder

Bu­ckel­wal vor der Küste von Alaska (c) pix­a­bay

Die neuen Re­geln in Ka­nada fol­gen ähn­li­chen Vor­schrif­ten, die ent­lang der Pa­zi­fik­küste der USA schon seit Jah­ren gel­ten. So wur­den im US-Bun­des­staat Wa­shing­ton mehr als 6.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter Meer zu „ab­was­ser­freiem Ge­biet“ er­klärt – und in Alaska be­nö­ti­gen die Ree­de­reien eine spe­zi­elle Ge­neh­mi­gung, um die Ven­tile auf ho­her See öff­nen zu dür­fen.

Um­welt­schüt­zer kri­ti­sier­ten seit­her im­mer wie­der, dass die Kreuz­fahrt­schiffe nun eben ihre Ab­wäs­ser in den ka­na­di­schen Ge­wäs­sern ent­sor­gen, wenn sie ent­lang der Küste auf dem Weg nach oder von Alaska sind. Sie schät­zen, dass die Schiffe je­des Jahr 31 Mil­li­ar­den Li­ter „un­zu­rei­chend be­han­delte Kreuz­fahrt­ver­schmut­zung“ hin­ter­las­sen, wäh­rend die Pas­sa­giere an Bord die schöne Land­schaft ge­nie­ßen.

Gla­cier Bay /​ Alaska (c) pix­a­bay

Ka­nada sei eine „Toi­let­ten­schüs­sel der Kreuz­fahrt­in­dus­trie“, meinte un­längst die Um­welt­or­ga­ni­sa­tion Stand.earth. Den NGOs ge­hen aber auch die neuen Vor­schrif­ten noch nicht weit ge­nug. Denn laut WWF Ka­nada ma­chen Ab­was­ser und Grau­was­ser we­ni­ger als 10 Pro­zent der ver­klapp­ten Flüs­sig­kei­ten aus. Mehr als 90 Pro­zent wür­den auf Was­ser ent­fal­len, das für die Ab­gas­rei­ni­gungs­sys­teme ver­wen­det wird, um Schwe­fel aus dem Treib­stoff zu wa­schen.

Die­ses Was­ser sei von den Re­geln nicht er­fasst, ob­wohl es be­son­ders säu­re­hal­tig sei. Die größte Quelle der flüs­si­gen Ver­schmut­zung der Küs­ten­ge­wäs­ser durch Kreuz­fahrt­schiffe würde da­mit von den Be­hör­den schlicht­weg igno­riert, lau­tet die Kri­tik der Um­welt­grup­pen, die au­ßer­dem die Ent­sen­dung von In­spek­to­ren an Bord for­dern, um echte Kon­trol­len zu er­mög­li­chen.

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Elisabeth Kapral

Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für cruise4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat in den letzten 15 Jahren mehr als 80 Kreuzfahrten mit den verschiedensten Reedereien unternommen.
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