Südsee: Aranui 5 fährt zu Gauguins Trauminsel Hiva Oa

Die Ara­nui 5 geht im Zuge ih­rer Mar­que­sas-Kreuz­fahr­ten re­gel­mä­ßig vor der In­sel Hiva Oa vor An­ker. Viele se­hen in die­ser In­sel zu­recht den Gar­ten der Mar­que­sas und be­wun­dern die In­sel für ihre üp­pig-grüne Land­schaft, die ein­zig­ar­ti­gen ar­chäo­lo­gi­schen Stät­ten so­wie für die herz­li­chen Ein­hei­mi­schen.

Aber nicht al­len Be­su­chern der Ara­nui 5 ist beim Be­tre­ten der In­sel Hiva Oa be­wusst, dass sie dar­über hin­aus den Ort vor sich ha­ben, den der welt­be­rühmte fran­zö­si­sche Ma­ler Eu­gène Henri Paul Gau­guin, der von 1848 bis 1903 lebte, stets ge­sucht und in den Fan­ta­sien sei­ner Ge­mälde her­bei ge­träumt hat,  bis er ihn in den letz­ten zwei Jah­ren sei­nes Le­bens end­lich fand.

Wer schon ein­mal ei­nes der far­ben­fro­hen und un­be­schwer­ten Ge­mälde von Paul Gau­guin zu be­trach­tet hat, käme nie auf den Ge­dan­ken, dass das Le­ben des Künst­lers selbst größ­ten­teils von Ent­täu­schun­gen, per­ma­nen­ten Geld­sor­gen und Krank­heit ge­prägt war. Denn der Ruhm und die An­er­ken­nung, die Gau­guin heut­zu­tage welt­weit zu Teil wer­den, be­scher­ten ihm le­dig­lich in sei­nen letz­ten drei Le­bens­jah­ren ein be­schei­de­nes Ein­kom­men und ent­fal­te­ten sich erst nach sei­nem Tod im Jahr 1903 voll­stän­dig.

Es war eine Mi­schung aus den fi­nan­zi­el­len Nö­ten Gau­gu­ins und sei­ner, wie er es be­zeich­nete, Ma­rotte zu flie­hen, die in ihm in den spä­ten 1880er Jah­ren den Wunsch weckte, in den Tro­pen zu le­ben. In der Er­war­tung ei­nes exo­ti­schen Pa­ra­die­ses vol­ler Hei­ter- und Leich­tig­keit, ließ er sich im Jahr 1891 erst­mals nach Ta­hiti ein­schif­fen.

Grab von Paul Gau­guin auf Hiva Oa /​ Mar­que­sas (c) V Is­lands Mar­ke­ting

Dort an­ge­kom­men war er al­ler­dings bit­ter ent­täuscht über den seit 1880 ra­sant ge­wach­se­nen Ein­fluss der fran­zö­si­schen Ko­lo­ni­al­herr­schaft und Chris­tia­ni­sie­rung, der die einst­mals exo­ti­sche Kul­tur und Be­völ­ke­rung deut­lich eu­ro­päi­siert hatte. Nach­dem er zwei Jahre spä­ter auf­grund ei­ner schwe­ren Er­kran­kung zwi­schen­zeit­lich zu­rück nach Frank­reich rei­sen musste, machte er sich im Jahr 1895 er­neut auf den Weg nach Ta­hiti, nur um fest­zu­stel­len, dass der eu­ro­päi­sche Ein­fluss wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit noch wei­ter zu­ge­nom­men hatte.

Wäh­rend der bei­den Ta­hiti-Auf­ent­halte Gau­gu­ins ent­stan­den zwar ei­nige sei­ner heute be­rühm­ten Süd­see-Ge­mälde, doch er bil­dete nicht die eu­ro­päi­sierte Rea­li­tät ab, son­dern seine Fan­ta­sie des exo­ti­schen Pa­ra­die­ses, die er statt­des­sen gerne se­hen wollte.

Hiva Oa /​ Mar­que­sas (c) V Is­lands Mar­ke­ting

Die­ser Fan­ta­sie kam er be­deu­tend nä­her, als er im Jahr 1901 schließ­lich nach Atuona zog, dem Haupt­ort der Mar­que­sas-In­sel Hiva Oa, die rund 1400 Ki­lo­me­ter Luft­li­nie von Ta­hiti ent­fernt liegt. Ob­wohl Hiva Oa eben­falls zum fran­zö­si­schen Ko­lo­ni­al­reich ge­hörte, war hier die Ur­sprüng­lich­keit von Kul­tur, Be­völ­ke­rung und Na­tur viel stär­ker er­hal­ten ge­blie­ben.

Paul Gau­guin er­rich­tete auf Hiva Oa eine Hütte und wid­mete sich, ne­ben der Ma­le­rei, dem Kampf für die Rechte und In­ter­es­sen der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung, wo­bei er scharf die Ob­rig­keit der In­sel so­wie die ka­tho­li­sche Kir­che kri­ti­sierte.

Grab von Jac­ques Brel auf Hiva Oa /​ Mar­que­sas (c) V Is­lands Mar­ke­ting

Der Kampf für den Kul­tur­er­halt machte ihn zu­se­hends schwä­cher und als er schließ­lich auf­grund sei­ner har­schen öf­fent­li­chen Kri­tik zu Haft- und für ihn un­be­zahl­ba­ren Geld­stra­fen ver­ur­teilt wurde, war er be­reits bett­lä­ge­rig und litt starke Schmer­zen. Er starb am 4. Mai 1903 mit 54 Jah­ren und wurde auf Hiva Oa, sei­nem per­sön­li­chen Pa­ra­dies, be­gra­ben.

Be­su­cher der Ara­nui 5, die auf Hiva Oa an Land ge­hen, kön­nen si­cher­lich nach­voll­zie­hen, warum es Gau­guin auf sei­ner Su­che nach Ur­sprüng­lich­keit und neuen Ein­drü­cken hier­her zog. Der Gar­ten der Mar­que­sas be­sitzt die Form ei­nes auf der Seite lie­gen­den See­pferd­chens und wird durch schroffe Fel­sen vor den Na­tur­ge­wal­ten des Oze­ans ge­schützt.

Ara­nui 5 (c) V Is­lands Mar­ke­ting

Die In­sel bie­tet üp­pige grüne Na­tur, die von Was­ser­fäl­len und klei­nen Flüs­sen durch­zo­gen ist und be­sitzt eine im­po­sante Ge­birgs­kette, die dich von Süd­west nach Nord­ost aus­brei­tet und so­zu­sa­gen den Kamm des See­pferd­chens bil­det. Die höchste Er­he­bung der In­sel ist der Mont Te­me­tiu mit 1190 Me­tern über dem Meer.

Ne­ben dem nach­ge­bil­de­ten Haus Paul Gau­gu­ins so­wie ei­nes Kul­tur­zen­trums zu sei­nen Eh­ren, sind die High­lights von Hiva Oa mit Si­cher­heit die be­ein­dru­cken­den Ti­kis, die un­ter an­de­rem im Pu­a­mau Tal zu fin­den sind. Un­ter den acht zy­klo­pi­schen Pu­a­mau-Stein­sta­tuen und ‑Köp­fen be­fin­den sich die größ­ten Stein­fi­gu­ren in ganz Po­ly­ne­sien, wo­bei be­son­ders Tiki Taka’i, der Schutz­geist des Tals, mit ei­ner Höhe von 2,43 Me­tern her­vor­sticht.

Au­ßer­dem hin­ter­ließ im Jahr 1976, 75 Jahre nach Gau­guin, noch ein zwei­ter welt­be­rühm­ter Künst­ler seine Spu­ren auf Hiva Oa. Der bel­gi­sche Chan­son­nier und Schau­spie­ler Jac­ques Brel ver­brachte hier eben­falls die letz­ten zwei Jahre sei­nes Le­bens. Er be­saß ein Klein­flug­zeug, mit dem er re­gel­mä­ßig nach Ta­hiti und zu­rück pen­delte und dort seine Hilfe an­bot, in­dem er zum Bei­spiel die Post auf schwer er­reich­ba­ren In­seln, wie Ua Pou, aus­lie­ferte.

Das Ori­gi­nal-Flug­zeug, dem Brel den Na­men Jojo ge­ge­ben hatte, kann noch heute in ei­nem, ei­gens zum Ge­den­ken an den Chan­son­nier ge­bau­ten, klei­nen Han­gar be­sich­tigt wer­den. Die ge­rade ein­mal 387 Qua­drat­ki­lo­me­ter große In­sel Hiva Oa ist also ein wah­res Füll­horn an fas­zi­nie­ren­der Na­tur und Kul­tur.

Ara­nui 5 (c) V Is­lands Mar­ke­ting

Auf der Ara­nui-Kreuz­fahrt durch die Mar­que­sas er­war­ten die Rei­sen­den noch viele wei­tere In­seln, die je­weils auf ihre ganz ei­gene Art ein­zig­ar­tig und un­ver­gess­lich sind. Sei es Ua Huka, durch de­ren weite Land­schaf­ten Her­den von Wild­pfer­den ga­lop­pie­ren, Fatu Hiva mit der Bay of the Vir­gins, ei­ner der wahr­schein­lich schöns­ten Buch­ten der Welt, oder Nuku Hiva mit sei­nen schwin­del­erre­gen­den Vul­kan­gip­feln.

Die alte Le­gende, nach der die ver­schie­de­nen In­seln der Mar­que­sas die ver­schie­de­nen Teile des Hau­ses Got­tes bil­den, er­scheint viel­leicht selbst für Athe­is­ten nicht so weit her­ge­holt, wenn man all diese Orte nach­ein­an­der im Zuge der Tour be­sucht hat.

Die Ara­nui 5 hatte auch wäh­rend der Co­rona-Pan­de­mie ih­ren Fracht­be­trieb nicht ein­ge­stellt, um die ab­ge­le­ge­nen In­seln, wie auch Hiva Oa, und de­ren Be­woh­ner wei­ter­hin mit not­wen­di­gen Gü­tern zu ver­sor­gen, al­ler­dings er­folg­ten diese Fahr­ten ohne Pas­sa­giere. Im Früh­jahr 2021 star­tete je­doch wie­der eine Fahrt zu den Mar­que­sas, die so­wohl Fracht als auch Pas­sa­giere an Bord hatte, und wird seit­her auch wie­der ein- bis zwei­mal mo­nat­lich an­ge­bo­ten.

www.aranui.com

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