Havila Voyages: Bereit für wasserstoffbasierte Kraftstoffe
Havila Voyages ist bereit, die Anforderungen zu erfüllen, um emissionsfrei auf der norwegischen Postschiffroute operieren zu können. Die Reederei kann ihre bestehende Flotte auf wasserstoffbasierte Kraftstoffe als Hauptantriebsquelle umstellen.
Damit könnten die übergeordneten Klimaziele schneller erreicht und die Umweltauswirkungen entlang der norwegischen Küste weiter minimiert werden.
Seit 2021 verkehrt Havila Voyages auf der traditionellen Postschiffroute zwischen Bergen und Kirkenes. Die vier modernen Schiffe werden durch eine Kombination aus LNG und Batterie angetrieben, einem Plug-in-Hybrid, bei dem die Batterien im Hafen aufgeladen werden können.
In Kombination mit optimierten Schiffsrümpfen und energieeffizientem Betrieb reduziert dies im Vergleich zu konventionellen Formen des Energiebedarfs die CO2 Emissionen um 30 bis 40 Prozent, und die ebenfalls umweltschädlichen Stick- und Schwefeloxidemissionen um 90 Prozent, verglichen mit den Zahlen der mit Schiffsdiesel betriebenen Schiffen der Postschiffroute im Jahr 2017.
„Wir leisten bereits einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks, arbeiten aber ständig und erfolgreich daran, noch besser zu werden. Wir sind optimistisch, dass wir die künftigen Anforderungen an einen emissionsfreien Betrieb erfüllen können, indem wir auf wasserstoffbasierte Kraftstoffe umstellen.“
Bent Martini, CEO von Havila Voyages
Mit Hilfe eines der größten Batteriepakete, die je in einem Passagierschiff installiert wurden, kann jedes der vier baugleichen Schiffe bis zu vier Stunden lang rein elektrisch fahren, geräuschlos und emissionsfrei.
Die erste emissionsfreie Fahrt eines Schiffes dieser Größe in einer UNESCO-Welterbestätte unternahm die Havila Castor im Juni 2022 im berühmten Geirangerfjord und schrieb damit Geschichte. Der Einsatz der Batterie ist nicht mehr nur auf Gebiete mit UNSESCO-Welterbestatus beschränkt. Diese Technologie kommt vielen der empfindlichen Ökosysteme entlang der Küste zugute.
Doch das Ziel ist, nicht nur einzelne Abschnitte, sondern die gesamte Küste emissionsfrei befahren zu können. Dies soll durch wasserstoffbasierte Kraftstoffe ermöglicht werden. Genau aus diesem Grund sind die Schiffe für eine reibungslose Umstellung auf den Wasserstoffbetrieb konzipiert und vorbereitet, und die Reederei hat bereits eine vorläufige Genehmigung für ein solches System von den zuständigen Behörden erhalten. Die Schiffe werden auch nach der Umstellung weiterhin ihre LNG-Generatoren und Batterien nutzen können, die dann wahrscheinlich mit verflüssigtem Biogas (LBG) betrieben werden.
Gemeinsam mit dem Wasserstoff-Forschungsinstitut HAV und in enger Abstimmung mit der norwegischen Schifffahrtsbehörde und den Zulieferern des Unternehmens wurden mehrere Optionen entwickelt, wie die Schiffe für den Betrieb mit wasserstoffbasierten Kraftstoffen umgerüstet werden können und wie der Kraftstoff künftig ohne Infrastrukturinvestitionen in den Häfen entlang der Route aufgenommen werden soll.
Die aus heutiger Sicht vielversprechendste Option ist komprimierter Wasserstoff in Containern, die an mehreren Punkten entlang der Strecke ausgetauscht werden können. Die Schiffe werden komprimierten Wasserstoff transportieren, und die Container können mit einem speziellen, auf den Schiffen installierten Kran ausgetauscht werden. Die Schnittstelle zwischen dem Brennstoffzellensystem und den Steuerungs- und Antriebssystemen der Schiffe wurde bereits erfolgreich getestet.
Bent Martini betont dazu, dass das System bereits getestet worden ist und es funktioniert. Nun liege es an den norwegischen Behörden, in dem neuen Vertrag ab 2030 Anforderungen festzulegen, damit die Entscheidung getroffen und das Projekt realisiert werden könne. Die Zeit und die Bereitschaft der Behörden, der Entwicklung von Wasserstoffprojekten und der Produktion Vorrang einzuräumen, seien ebenfalls wichtig für die Realisierung dieses Projekts.
Bis wasserstoffbasierte Kraftstoffe eingesetzt werden können, plant die Reederei, fossiles Erdgas durch die schrittweise Beimischung von Biogas ab 2025 zu ersetzen, je nach Verfügbarkeit und Abstimmung mit den Behörden. Die Flotte könnte bereits ab 2028 kohlenstoffneutral betrieben werden.
Die Pläne von Havila Voyages, bestimmte Streckenabschnitte ab 2026 elektrisch zu betreiben, bleiben von den jüngsten politischen Entscheidungen unberührt. Erst vor wenigen Wochen hatte das norwegische Parlament die viel kritisierte Entscheidung getroffen, die zuvor festgelegte Frist, bis zu der konventionell angetriebene Schiffe ab einer bestimmten Größe nicht mehr in den UNESCO-Welterbegebieten fahren dürfen, zu kippen und von 2026 auf 2032 zu verschieben.
Biogas hat die gleichen Eigenschaften wie LNG, und man könnte schon heute umsteigen, ohne die Schiffe zu verändern. Das hätte eine große Auswirkung auf die Umwelt. Darüber hinaus plant Havila Voyages den Austausch der Batterien und den Einbau von Batterien mit größerer Kapazität, um diese in der nächsten Konzession stärker nutzen zu können. Dies würde sich ebenfalls positiv auf den Betrieb und die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks auswirken.
Im vergangenen Jahr feierte die Postschiffroute ihr 130-jähriges Bestehen. Sie ist eine wichtige Verkehrsader, sowohl für Waren als auch für Einheimische, und verbindet die großen Städte entlang der Küste mit den vielen, zum Teil schwer zugänglichen Küstengemeinden. Die Postschiffe sind auch ein wichtiger Motor für den Tourismus und bringen Gäste aus allen Ländern die unberührte Natur und Kultur des Landes näher. Für immer mehr dieser Menschen ist nachhaltiges und umweltbewusstes Reisen zu einem zentralen Thema geworden.