Pride of America lässt Passagiere wegen Tsunami-Warnung zurück
Nach dem Erdbeben der Stärke 8,8 vor der Küste von Kamchatka und der darauf folgenden Tsunami-Warnung für Hawaii musste die Pride of America von Norwegian Cruise Line am 29. Juli den Hafen von Hilo um 16 Uhr Ortszeit sofort verlassen. Die Notausfahrt war zum Schutz des Schiffes alternativlos, bedeutete aber, dass die Gäste zwei Stunden früher als geplant zurück an Bord gerufen wurden.
Erwartungsgemäß schafften es nicht alle Gäste zurück zur Anlegestelle. Ebenso konnten nicht alle Crew-Mitglieder, die sich an Land aufhielten, rechtzeitig zum Schiff zurückkehren. Laut lokalen Medienberichten waren mehr als 300 Personen nicht an Bord der Pride of America, als sie abfuhr. In einigen Fällen wurden Familien getrennt – je nachdem, wer an Bord und wer zum kritischen Zeitpunkt an Land war.
Gegenüber dem Kreuzfahrt-Portal Cruise Hive erklärte Norwegian Cruise Line, dass alle Gäste per SMS vor der Abfahrt benachrichtigt wurden. Gleichzeitig wurde ihnen empfohlen, einen höher gelegenen Ort aufzusuchen und die Anweisungen der örtlichen Behörden zu befolgen, falls sie nicht rechtzeitig zur Abfahrt des Schiffes zurückkehren konnten.
Gäste, die an Landausflügen von Norwegian Cruise Line teilnahmen, wurden direkt zur Waiakea High School gebracht, die rund fünf Kilometer vom Hafen von Hilo entfernt ist. 32 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist sie als Tsunami-Evakuierungsort zertifiziert und auch so ausgestattet, dass sie bei Bedarf einen großen Andrang bewältigen kann. Hier wurden für die gestrandeten Gäste Erfrischungen bereitgestellt.
Kreuzfahrtgäste, die auf eigene Faust unterwegs waren und es nicht mehr rechtzeitig zur Pride of America schafften, konnten ebenfalls die High School aufsuchen. Einige entschieden sich aber dennoch, eine andere Unterkunft für die Nacht zu suchen, da das Schiff der üblichen Vorgehensweise in Tsunami-Szenarien folgte und in sicherer Entfernung vom vorübergehend geschlossenen Hafen blieb.
Als die Tsunami-Wellen schließlich auf Hawaii eintrafen, fielen sie glücklicherweise mit weniger als zwei Metern relativ niedrig aus. Die Tsunami-Warnung wurde später aufgehoben, sodass die betroffenen Häfen nach und nach wieder geöffnet werden konnten. Der Hafen von Hilo musste allerdings vor der Freigabe durch die örtlichen Behörden und die US-Küstenwache noch am frühen Morgen des 30. Juli einer Sicherheitsbewertung unterzogen werden.
Neben der Pride of America war auch die Regatta von Oceania Cruises von der Tsunami-Warnung betroffen. Das Luxusschiff lag an diesem Tag in Kailua-Kona auf der Insel Hawaii und musste den Hafen aus Sicherheitsgründen ebenfalls um 16 Uhr – zwei Stunden vor der geplanten Abfahrt – verlassen, um Schutz in tieferen Gewässern zu suchen. Hier blieben zehn Gäste an Land zurück.
Am Ende konnten beide Schiffe noch im Laufe des 30. Juli in die jeweiligen Häfen zurückkehren, die gestrandeten Passagiere wieder an Bord holen und ihre Reisen fortsetzen. Zum Redaktionsschluss befand sich die Regatta inzwischen schon in Kahului auf der Insel Maui – dem nächsten geplanten Hafen ihrer Kreuzfahrt von Hongkong nach Honolulu, die am 1. August zu Ende gehen wird. Die Pride of America dürfte vermutlich einen der nächsten Stopps auf ihrer einwöchigen Hawaii-Rundreise streichen.