St. Vincent: Kaum Evakuierungen durch Kreuzfahrtschiffe
Über den Vulkanausbruch auf der Karibikinsel St. Vincent haben wir ausführlich berichtet. Gleich vier Kreuzfahrtschiffe von Royal Caribbean, Celebrity Cruises und Carnival waren zu Hilfe geeilt, um die Menschen auf benachbarte Inseln zu evakuieren. Wirklich benötigt wurden sie aber nicht.
Der Vulkan La Soufrière war am 9. April 2021 erstmals seit 42 Jahren wieder ausgebrochen. Nach zwei mehrstündigen Eruptionen verdunkelten gewaltige Aschewolken den Himmel und bedeckten fast ganz St. Vincent zentimeterhoch mit grauer Asche. Auch auf der 180 Kilometer entfernten Nachbarinsel Barbados machte der Ascheregen den Tag zur Nacht.
Mit der Serenade of the Seas, der Celebrity Reflection, der Carnival Legend und der Carnival Paradise befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits vier große Kreuzfahrtschiffe vor der Insel – bereit, jeweils rund 1.500 bis 2.000 Menschen auf eine der Nachbarinseln zu bringen. St. Lucia, Grenada, Barbados und Antigua hatten sich zuvor bereit erklärt, sie vorübergehend aufzunehmen.
Laut internationalen Medienberichten mussten bis zu 20.000 Menschen, die rund um den Vulkan im Norden von St. Vincent leben, in den Süden flüchten, wo sich auch die Hauptstadt Kingstown befindet. Sie wurden hier in eilig errichteten Notquartieren untergebracht, die Insel verlassen wollen sie aber offenbar nicht.
Regierungsbeamte haben Carnival Cruise Line jedenfalls mitgeteilt, dass eine Evakuierung nicht unmittelbar erforderlich sei. Daher hat die Reederei die Carnival Legend und die Carnival Paradise wieder aus der Region verlegt, ist aber „weiterhin bereit zu helfen, falls sich die Umstände ändern sollten“, wie ein Carnival-Sprecher erklärt.
Die Serenade of the Seas von Royal Caribbean kam dann trotzdem noch zum Einsatz und brachte 137 Menschen von St. Vincent nach St. Lucia, wie „Seatrade Cruise News“ berichtet. Dabei soll es sich aber um Arbeiter eines saisonalen Landwirtschaftsprogramms gehandelt haben, deren Flug nach Kanada wegen der Sperre des Insel-Flughafens abgesagt worden war. Sie wollten stattdessen von St. Lucia zurück fliegen.
Zuvor hatten die rund 100 Crew-Mitglieder an Bord der Serenade of the Seas noch Pakete mit Lebensmitteln für die Menschen in den Notquartieren vorbereitet und zudem 400 Tonnen frisches, sauberes Wasser an Land geliefert. Die Anwesenheit des Schiffs war also in jedem Fall hilfreich.
Die Celebrity Reflection wiederum brachte 159 Staatsbürger aus den USA, Kanada und Großbritannien, die St. Vincent verlassen wollten, kostenlos nach St. Maarten. Auch sie wollten aber anschließend nach Hause fliegen. Als das Schiff ablegte, „verabschiedete“ es der Vulkan mit neuen, riesigen Wolken aus Gas und Asche.
Eine Covid-19-Impfung war übrigens zu keinem Zeitpunkt eine Voraussetzung, um mit einem der Kreuzfahrtschiffe evakuiert zu werden. Das haben inzwischen alle vier Reedereien bestätigt, nachdem eine entsprechende Falschmeldung durch die Medien gegeistert war. Verlangt wurde lediglich ein negativer Antigen-Schnelltest, für den ein Testzentrum in der Nähe des Hafens bereit stand.