KREUZFAHRT-WELT

Emissionsfrei in die Fjorde: Norwegen verlängert Frist bis 2032

Im Jahr 2018 hatte das nor­we­gi­sche Par­la­ment be­schlos­sen, dass ab dem 1. Jän­ner 2026 alle Schiffe die nor­we­gi­schen Fjorde emis­si­ons­frei be­fah­ren müs­sen. Nun wurde die Frist über­ra­schend um sechs Jahre bis 2032 ver­län­gert. Kri­tik an die­sem Schritt kommt nicht nur von Um­welt­schüt­zern, son­dern auch von ei­ner nor­we­gi­schen Ree­de­rei.

Die ur­sprüng­lich be­schlos­sene Re­ge­lung sah vor, dass alle Schiffe in den nor­we­gi­schen Fjor­den ab 2026 al­ter­na­tive Kraft­stoffe ver­wen­den und zu­dem Land­strom in den Hä­fen nut­zen müs­sen. Nun gilt dies nur noch für Schiffe mit we­ni­ger als 10.000 BRZ – und da­mit nur kleine Tou­ris­ten­schiffe und Pas­sa­gier­fäh­ren.  Zu­dem hat die Re­gie­rung ent­schie­den, dass die Nut­zung von Bio­gas als Null-Emis­sion an­er­kannt wer­den soll.

Lobbying der Kreuzfahrt-Industrie

Ha­vila Cas­tor im Troll­fjord (c) Ha­vila Kys­tru­ten

Der Ver­län­ge­rung der Frist für grö­ßere Schiffe ging of­fen­bar ein mas­si­ves Lob­by­ing der Kreuz­fahrt-In­dus­trie und der lo­ka­len Wirt­schaft vor­aus. Denn in ei­ner of­fi­zi­el­len Stel­lung­nahme er­klärte Nor­we­gens Kli­ma­mi­nis­ter An­dreas Bjel­land Erik­sen, dass der Schritt not­wen­dig ge­we­sen sei, um der In­dus­trie „aus­rei­chend Zeit für die Ent­wick­lung von emis­si­ons­freien Tech­no­lo­gien“ zu ge­ben.

Noch seien diese Tech­no­lo­gien nicht be­reit, um sie in der ge­sam­ten Kreuz­fahrt­bran­che ein­zu­set­zen, so Erik­sen – und da­her hät­ten die Ge­mein­den vor Ort, die stark vom Kreuz­fahrt­tou­ris­mus ab­hän­gig sind, mit mas­si­ven Rück­gän­gen der Be­su­cher­zah­len rech­nen müs­sen. Im­mer­hin be­grüßte Nor­we­gen im Jahr 2023 bei fast 4.000 Ha­fen­auf­ent­hal­ten im Laufe des Jah­res mehr als 6,1 Mil­lio­nen Kreuz­fahrt­gäste.

Heftige Kritik von Havila Voyages

Ha­vila Cas­tor im Ge­i­rang­erfjord (c) Ha­vila Kys­tru­ten

Dass die Um­welt­schüt­zer we­nig Freude mit der Ver­län­ge­rung der Frist ha­ben, ver­steht sich von selbst. Aber auch Ha­vila Voy­a­ges äu­ßert in ei­ner Pres­se­aus­sendung scharfe Kri­tik. „Diese Ent­schei­dung stellt nicht nur ei­nen Rück­schlag für den Um­welt­schutz dar, son­dern ge­fähr­det auch das Erbe Nor­we­gens und un­ter­gräbt die Be­mü­hun­gen von Un­ter­neh­men wie Ha­vila Voy­a­ges, die be­reits pro­ak­tiv in eine nach­hal­tige Zu­kunft in­ves­tie­ren“, schreibt die nor­we­gi­sche Ree­de­rei, die sich die tra­di­tio­nelle Post­schif­froute mit Hur­tig­ru­ten teilt.

Ha­vila Voy­a­ges habe er­heb­li­che In­ves­ti­tio­nen ge­tä­tigt, um die Vor­ga­ben der Re­gie­rung ab 2026 er­fül­len zu kön­nen. Die Ver­län­ge­rung der Frist für grö­ßere Schiffe un­ter­grabe nicht nur diese Be­mü­hun­gen, son­dern sende auch ein fal­sches Si­gnal an die ge­samte Tou­ris­mus­bran­che, ar­gu­men­tiert CEO Bent Mar­tini: „Nor­we­gens UNESCO-Welt­erbe­stät­ten ge­hö­ren zu den wert­volls­ten Na­tur­schät­zen der Welt. Es liegt in un­se­rer Ver­ant­wor­tung, diese für zu­künf­tige Ge­ne­ra­tio­nen zu schüt­zen und zu er­hal­ten.“

Den­noch sei man stolz dar­auf, mit gu­tem Bei­spiel vor­an­ge­hen zu kön­nen, und fest ent­schlos­sen, das En­ga­ge­ment für eine nach­hal­tige Zu­kunft fort­zu­set­zen, be­kräf­tigt Mar­tini: „Wir ha­ben mit un­se­ren Schif­fen be­reits be­wie­sen, dass emis­si­ons­freies Fah­ren mög­lich ist. Da­her wer­den wir auch in Zu­kunft den Ge­i­rang­erfjord und an­dere Ge­biete – wie den Hjørund­fjord und den Troll­fjord – emis­si­ons­frei durch­fah­ren. Un­ab­hän­gig von den po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen der Re­gie­rung“.

Wolfgang Tropf

Wolfgang ist seit 25 Jahren als Reisejournalist tätig. 2013 gründete er das Online-Reisemagazin travel4news. Nach mehr als 110 Kreuzfahrten auf rund 60 verschiedenen Schiffen kennt er die Produkte aller wichtigen Kreuzfahrtlinien aus eigener Erfahrung. Der Start von cruise4news im Jahr 2019 war da nur ein logischer Schritt.
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