KREUZFAHRT-WELT

Kreuzfahrtschiff auf Weltreise fällt bei Hygiene-Inspektion durch

Mit nur 81 von 100 mög­li­chen Punk­ten en­dete kürz­lich eine un­an­ge­kün­digte Hy­giene-In­spek­tion der Villa Vie Odys­sey durch die US-Ge­sund­heits­be­hörde CDC. Wie das Kreuz­fahrt-Por­tal Cruise Fe­ver be­rich­tet, war dies die nied­rigste Be­wer­tung in die­sem Jahr. 86 Punkte wä­ren min­des­tens not­wen­dig ge­we­sen, um die Prü­fung zu be­stehen. Nicht we­ni­ger als 15 Kreuz­fahrt­schiffe ha­ben 2025 aber be­reits 100 Punkte er­reicht.

Die mehr als 30 Jahre alte Villa Vie Odys­sey von Villa Vie Re­si­den­ces ist al­ler­dings kein Kreuz­fahrt­schiff wie je­des an­dere, son­dern ein so­ge­nann­tes Re­si­denz­schiff. Das heißt: Die Gäste an Bord ha­ben ihre Ka­bi­nen um rund 300.000 bis 5000.000 US-Dol­lar dau­er­haft als neues Zu­hause auf See er­wor­ben. Dazu kom­men noch mo­nat­li­che Ge­büh­ren von 2.000 US-Dol­lar für eine Per­son und 3.000 US-Dol­lar für ein Paar.

Villa Vie Odys­sey /​ Bal­kon­ka­bine (c) Villa Vie Re­si­den­ces

Das Schiff mit Platz für 977 Pas­sa­giere wurde 1993 in Dienst ge­stellt und fuhr da­nach un­ter an­de­rem für Cu­nard, Ma­jesty Cruise Line und Nor­we­gian. Zu­letzt war es als „Brae­mar“ für Fred. Ol­sen Cruise Li­nes im Ein­satz, ehe es 2024 von Villa Vie Re­si­den­ces ge­kauft wurde. Nach ei­ner Re­no­vie­rung star­tete die Villa Vie Odys­sey dann im Ok­to­ber 2024 in Bel­fast zu ih­rer ers­ten, drei­ein­halb­jäh­ri­gen Welt­reise, die 425 Hä­fen in 147 Län­dern um­fasst. Wei­tere sol­len fol­gen.

Die nicht be­stan­dene In­spek­tion fand am 9. Juli 2025 in ei­nem Ha­fen in Alaska statt. Laut dem nun ver­öf­fent­lich­ten CDC-Be­richt wur­den da­bei grobe Män­gel beim Trink­was­ser­sys­tem des Schif­fes fest­ge­stellt. Die Bord­auf­zeich­nun­gen zeig­ten, dass der Chlor­ge­halt an min­des­tens fünf Ta­gen im Juni un­ter den vor­ge­schrie­be­nen Wer­ten lag. Ob­wohl Mes­sun­gen durch­ge­führt wur­den, seien keine Ge­gen­maß­nah­men er­grif­fen wor­den.

Villa Vie Odys­sey /​ Re­stau­rant (c) Villa Vie Re­si­den­ces

Dar­über hin­aus stell­ten die CDC-In­spek­to­ren ein er­heb­li­ches Si­cher­heits­ri­siko fest: Eine Ab­fluss­lei­tung der Was­ser­auf­be­rei­tungs­an­lage war fest mit ei­nem Grau­was­ser­tank ver­bun­den, wo­durch die Ge­fahr ei­ner Kreuz­kon­ta­mi­na­tion be­stand. Im Pool wa­ren die Ab­de­ckun­gen der Ab­flüsse über­malt und die an den Si­cher­heits­rin­gen be­fes­tig­ten Seile nicht lang ge­nug, um zwei Drit­tel der Be­cken­breite zu über­brü­cken. Alle Whirl­pools wa­ren au­ßer Be­trieb und kei­ner der Pools hatte Haar- und Flu­sen­siebe.

In ei­nem Kühl­schrank auf Deck 1 wur­den Kä­se­ku­chen und Ka­ra­mell­mousse bei 14 Grad Cel­sius auf­be­wahrt, ob­wohl sie ei­gent­lich bei 5 Grad Cel­sius ge­la­gert wer­den soll­ten. An ei­nem Buf­fet wa­ren meh­rere Milch­be­häl­ter mit nicht kor­rek­ten Auf­stell- und Ent­sor­gungs­zei­ten be­schrif­tet und Be­steck, Tas­sen und an­dere Uten­si­lien wa­ren in ei­ner Spül­ma­schine so an­ge­ord­net, dass nicht alle Ober­flä­chen gründ­lich ge­wa­schen, ge­spült und des­in­fi­ziert wer­den konn­ten.

Villa Vie Odys­sey /​ Bar (c) Villa Vie Re­si­den­ces

Die In­spek­to­ren fan­den auch mehr als zwei Dut­zend de­fekte Ge­räte zum Warm­hal­ten und Küh­len so­wie ein Waf­fel­ei­sen mit schwar­zen Rück­stän­den, das zu­sam­men mit ge­rei­nig­ten Ge­rä­ten ge­la­gert wor­den war. Ein wei­te­res Pro­blem, das zu Punk­te­ab­zü­gen führte, be­traf Frucht­flie­gen in ei­ner Spei­se­kam­mer. Die meis­ten an­de­ren der ins­ge­samt 44 Ver­stöße wa­ren hin­ge­gen re­la­tiv ge­ring­fü­gig – wie etwa ein Buf­fet­menü ohne Stern­chen ne­ben Le­bens­mit­teln, die roh oder nicht durch­ge­gart ser­viert wer­den durf­ten.

Die Villa Vie Odys­sey hat die US-Ge­wäs­ser in­zwi­schen wie­der ver­las­sen. Eine er­neute In­spek­tion ist erst mög­lich, wenn sie wie­der ei­nen US-Ha­fen be­sucht. Den­noch ist Villa Vie Re­si­den­ces ver­pflich­tet, alle fest­ge­stell­ten Pro­bleme zu be­he­ben. Fir­men­grün­der Mi­kael Pet­ter­son hat auch be­reits mit­ge­teilt, dass man das Feed­back ernst nehme und zu­ver­sicht­lich sei, dass eine zu­künf­tige In­spek­tion zu ei­nem er­folg­rei­chen Ab­schluss füh­ren werde. Zu­dem habe das Schiff seit sei­ner Ab­fahrt in Eu­ropa be­reits meh­rere Ge­sund­heits­in­spek­tio­nen be­stan­den.

Wolfgang Tropf

Wolfgang ist seit 25 Jahren als Reisejournalist tätig. 2013 gründete er das Online-Reisemagazin travel4news. Nach mehr als 110 Kreuzfahrten auf rund 60 verschiedenen Schiffen kennt er die Produkte aller wichtigen Kreuzfahrtlinien aus eigener Erfahrung. Der Start von cruise4news im Jahr 2019 war da nur ein logischer Schritt.
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