Cruise & Maritime Voyages: Fünf Schiffe sind versteigert

Die Ver­stei­ge­rung der Flotte von Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges (CMV) ist ab­ge­schlos­sen: Fünf Schiffe ha­ben neue Ei­gen­tü­mer er­hal­ten – aber nur ei­nes da­von hat gute Chan­cen, wei­ter­hin auf Kreuz­fahr­ten zum Ein­satz zu kom­men. Ins­ge­samt er­brachte die Auk­tion le­dig­lich 23,4 Mil­lio­nen US-Dol­lar – ein Bruch­teil des Wer­tes, den die Flotte vor der Co­rona-Krise hatte. Wir fas­sen die Er­geb­nisse kurz zu­sam­men.

Wie be­reits be­rich­tet, hatte der In­sol­venz­ver­wal­ter nach der Pleite von Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges die fünf Schiffe im Be­sitz der bri­ti­schen Ree­de­rei schritt­weise zur Ver­stei­ge­rung frei­ge­ge­ben – MS Vasco da Gama (Bau­jahr 1983), MV Co­lum­bus (Bau­jahr 1989), MS As­tor (Bau­jahr 1987), MS Ma­gel­lan (Bau­jahr 1985) und MS Marco Polo (Bau­jahr 1965). Die Auk­tion dau­erte von 8. bis 22. Ok­to­ber 2020.

MS Vasco da Gama

MS Vasco da Gama (c) Tran­so­cean Kreuz­fahr­ten

Bau­jahr: 1993
Größe: 55.450 BRZ
Ka­pa­zi­tät: 1.258 Pas­sa­giere
Käu­fer: Mys­tic In­vest
Ver­kaufs­preis: 10,2 Mil­lio­nen US-Dol­lar

Die 27 Jahre alte MS Vasco da Gama wurde als ers­tes der fünf CMV-Schiffe ver­stei­gert und ging an die por­tu­gie­si­sche Mys­tic In­vest Hol­ding, die bis­her nur in der Fluss- und Ex­pe­di­ti­ons­kreuz­fahrt ak­tiv war. Zu ihr ge­hö­ren un­ter an­de­rem nicko crui­ses mit Sitz in Deutsch­land und Douro Azul mit Sitz in Por­tu­gal. In den USA wird 2021 mit At­las Ocean Voy­a­ges eine wei­tere Marke an den Start ge­hen, die in den nächs­ten Jah­ren fünf neue Ex­pe­di­ti­ons­schiffe in Dienst stel­len will.

Mys­tic In­vest will die MS Vasco da Gama of­fen­bar auch wei­ter­hin als Kreuz­fahrt­schiff ein­set­zen und da­bei vor al­lem den bri­ti­schen und deut­schen Markt an­spre­chen, auf dem ja zu­letzt auch CMV ak­tiv war. Es ist da­her durch­aus wahr­schein­lich, dass nicko crui­ses das Schiff für Mys­tic in den deutsch­spra­chi­gen Län­dern ver­mark­tet – so wie der­zeit schon die bei­den Ex­pe­di­tons­schiffe MS World Ex­plo­rer und MS World Voy­a­ger.

Im Jahr 1993 als „Sta­ten­dam“ bei Fin­can­tieri in Mon­fal­cone ge­baut, war das Schiff bis 2015 für Hol­land Ame­rica Line im Ein­satz, ehe es an P&O Crui­ses Aus­tra­lia ver­kauft und in „Pa­ci­fic Eden“ um­be­nannt wurde. 2019 wech­selte es dann zu Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges und trug seit­her den Na­men „Vasco da Gama“, un­ter dem es auch kurze Zeit für die deut­sche CMV-Toch­ter Tran­so­cean Kreuz­fahr­ten un­ter­wegs war.

MV Columbus

MV Co­lum­bus (c) Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges

Bau­jahr: 1989
Größe: 63.800 BRZ
Ka­pa­zi­tät: 1.856 Pas­sa­giere
Käu­fer: Sea­jets
Ver­kaufs­preis: 5,3 Mil­lio­nen US-Dol­lar

Bei der Auk­tion der 32 Jahre al­ten MV Co­lum­bus ging die grie­chisch-zy­prio­ti­sche Fähr­ge­sell­schaft Sea­jets als Best­bie­ter her­vor. Das Un­ter­neh­men hatte zu­vor be­reits die Oce­ana (Bau­jahr 2000) von P&O Crui­ses, die Pa­ci­fic Aria (Bau­jahr 1994) von P&O Aus­tra­lia so­wie die Ve­en­dam (Bau­jahr 1996) und die Maas­dam (Bau­jahr 1993) von Hol­land Ame­rica Line er­wor­ben. Nur we­nige Tage nach der MV Co­lum­bus wurde dann auch noch die MS Ma­gel­lan er­stei­gert (siehe un­ten).

Was Sea­jets mit den nun­mehr sechs Kreuz­fahrt­schif­fen plant, ist nicht be­kannt. Bis jetzt ha­ben die Grie­chen le­dig­lich an­ge­kün­digt, dass sie nach dem Ende der Co­rona-Krise mit der Oce­ana in das Kreuz­fahrt­ge­schäft im Mit­tel­meer ein­stei­gen möch­ten. Die an­de­ren Schiffe könnte Sea­jets auch nur in der Hoff­nung ge­kauft ha­ben, sie spä­ter zu hö­he­ren Prei­sen wie­der ver­kau­fen zu kön­nen. Güns­ti­ger konnte man ein ge­brauch­tes Kreuz­fahrt­schiff je­den­falls noch nie er­wer­ben.

Die MV Co­lum­bus wurde auf der Werft Chan­tiers de l’Atlantique in Saint-Na­zaire als „Sit­mar Fair­Ma­jesty“ für die Ree­de­rei Sit­mar ge­baut, aber noch vor ih­rer ers­ten Kreuz­fahrt im Jahr 1989 von P&O Prin­cess Crui­ses ge­kauft und in „Star Prin­cess“ um­be­nannt. Nach ei­nem Um­bau er­hielt sie 1997 den Na­men „Ar­ca­dia“. Ab 2003 war sie als „Ocean Vil­lage“ für die gleich­na­mige Car­ni­val-Marke un­ter­wegs, ehe sie 2010 an P&O Crui­ses Aus­tra­lia über­ge­ben und in „Pa­ci­fic Pearl“ um­be­nannt wurde. Die Über­nahme durch Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges und die Um­be­nen­nung in „Co­lum­bus“ er­folg­ten im Jahr 2017.

MS Astor

MS As­tor (c) Tran­sO­cean Kreuz­fahr­ten

Bau­jahr: 1987
Größe: 20.700 BRZ
Ka­pa­zi­tät: 650 Pas­sa­giere
Käu­fer: un­be­kannt /​ Ver­schrot­tung
Ver­kaufs­preis: 1,7 Mil­lio­nen US-Dol­lar

Wer die 33 Jahre alte MS As­tor er­stei­gert hat, ist noch im­mer nicht be­kannt. Dass das höchste Ge­bot für das Schiff nur 1,7 Mil­lio­nen US-Dol­lar be­tra­gen hat, deu­tet aber dar­auf hin, dass hier ein Me­tall­ver­wer­ter ein gu­tes Ge­schäft ge­macht hat. Tat­säch­lich be­fin­det sich die MS As­tor schon auf dem Weg von Lon­don in die Ab­wrack­werft im tür­ki­schen Ali­aga, wo sie am 26. No­vem­ber 2020 ein­tref­fen soll. Hier wer­den ak­tu­ell be­reits die So­ve­reign of the Seas, die Mon­arch of the Seas, die Car­ni­val Fan­tasy, die Car­ni­val In­spi­ra­tion und die Car­ni­val Ima­gi­na­tion ver­schrot­tet.

Die MS As­tor wurde von der Ho­waldts­werke Deut­sche Werft AG (HDW) in Kiel ge­baut und 1987 auch un­ter die­sem Na­men von Saf­ma­rine in Dienst ge­stellt. Von 1988 bis 1995 war sie als „Fe­dor Dos­to­jew­skij“ im Ein­satz, von 1996 bis 2009 als „As­tor“ für Tran­so­cean Tours und nach de­ren In­sol­venz ab 2010 für die neu ge­grün­dete Tran­so­cean Kreuz­fahr­ten GmbH. Ei­gen­tü­mer des Schiffs war be­reits da­vor die Pre­mi­con AG.

Nach der Über­nahme von Tran­so­cean durch Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges (CMV) im Jahr 2014 wurde die MS As­tor im Win­ter von Tran­co­cean und im Som­mer von CMV ge­char­tet. Nach der In­sol­venz von Pre­mi­con kaufte die Glo­bal Ma­ri­time Group als CMV-Mut­ter­ge­sell­schaft dann noch im sel­ben Jahr das Schiff. 2021 sollte es den deut­schen Markt ver­las­sen und künf­tig von CMV als „Ju­les Verne“ auf dem fran­zö­si­schen Markt ein­ge­setzt wer­den. Die Pleite der Glo­bal Ma­ri­time Group hat das aber ver­hin­dert.

MS Magellan

MS Ma­gel­lan (c) Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges

Bau­jahr: 1985
Größe: 46.000 BRZ
Ka­pa­zi­tät: 1.450 Pas­sa­giere
Käu­fer: Sea­jets
Ver­kaufs­preis: 3,4 Mil­lio­nen US-Dol­lar

So wie MS Co­lum­bus (siehe oben) ging auch die 35 Jahre alte MS Ma­gel­lan an die grie­chisch-zy­prio­ti­sche Fähr­ge­sell­schaft Sea­jets – und so wie bei der MV Co­lum­bus ist es auch bei der MS Ma­gel­lan nicht un­wahr­schein­lich, dass sie von den Grie­chen nur ge­kauft wurde, um spä­ter zu ei­nem hö­he­ren Preis wei­ter­ver­kauft zu wer­den. Selbst der Weg in die Ver­schrot­tung ist denk­bar, wenn die Preise auf die­sem Markt wie­der zu­le­gen.

Die MS Ma­gel­lan wurde auf der Aal­borg Værft ge­baut und 1985 als „Ho­li­day“ von Car­ni­val Cruise Li­nes erst­mals in Dienst ge­stellt. 2007 wurde sie in „Car­ni­val Ho­li­day“ um­be­nannt. Ab 2009 war das Schiff dann als „Grand Ho­li­day“ für die Car­ni­val-Toch­ter Ibero Cru­ce­ros im Ein­satz, ehe es nach der Ein­stel­lung die­ser Marke im Jahr 2015 un­ter dem neuen Na­men „Ma­gel­lan“ zu Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges wech­selte.

MS Marco Polo

MS Marco Polo (c) Tran­sO­cean Kreuz­fahr­ten

Bau­jahr: 1965
Größe: 22.000 BRZ
Ka­pa­zi­tät: 850 Pas­sa­giere
Käu­fer: un­be­kannt
Ver­kaufs­preis: 2,8 Mil­lio­nen US-Dol­lar

Die 55 Jahre alte MS Marco Polo wurde als letz­tes der fünf CMV-Schiffe ver­stei­gert. Sie dürfte das Schick­sal der MS As­tor tei­len: Auch hier ist der Best­bie­ter nicht be­kannt, eine Ver­schrot­tung aber wahr­schein­lich. In­ter­es­sant ist, dass der Käu­fer am Ende für die MS Marco Polo eine Mil­lion US-Dol­lar mehr be­zah­len musste als für die MS As­tor, ob­wohl sie noch ein­mal um 22 Jahre äl­ter ist. Selbst mit ei­ner Ver­schrot­tung dürfte der neue Ei­gen­tü­mer aber trotz­dem noch ei­nen gu­ten Deal ge­macht ha­ben.

Die MS Marco Polo wurde im Jahr 1965 un­ter dem Na­men „Al­ek­sandr Push­kin“ auf der da­ma­li­gen Ma­thias-The­sen-Werft in Wis­mar als ei­nes von fünf bau­glei­chen Schif­fen für die So­wjet­union fer­tig­ge­stellt. 1991 wurde sie an Ori­ent Li­nes ver­kauft und in „Marco Polo“ um­be­nannt. 2008 wech­selte das Schiff dann zu Glo­bal Cruise Li­nes, das es zu­nächst an Tran­so­cean Tours und spä­ter an Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges ver­char­terte. Von den vier Schwes­ter­schif­fen wur­den mitt­ler­weile drei ver­schrot­tet. Ei­nes ist ge­sun­ken.

Noch un­klar ist die Zu­kunft der MS As­to­ria. Sie war eben­falls Teil der Flotte von Cruise & Ma­ri­time Voy­a­ges, be­fand sich aber als ein­zi­ges der sechs Schiffe nicht im Be­sitz des Un­ter­neh­mens. Ei­gen­tü­mer ist die por­tu­gie­si­sche Banco Monte­pio. Laut „Cruise & Har­bour News“ soll sie schon in Kürze von Lon­don nach Lis­sa­bon ge­schleppt wer­den. Mit Bau­jahr 1948 war sie bis zum Be­ginn der Co­rona-Krise das äl­teste Kreuz­fahrt­schiff  der Welt, das noch in Be­trieb war.

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