KREUZFAHRT-WELT

„Crypto Cruise Ship“ ist gescheitert: MS Satoshi wird verschrottet

Ocean Buil­ders hatte große Pläne für die ehe­ma­lige Pa­ci­fic Dawn von P&O Aus­tra­lia: Nach dem Kauf und der Um­be­nen­nung in „MS Sa­to­shi“ sollte das Schiff zu ei­nem schwim­men­den Tech-Hub für Bit­coin-Fans in Pa­nama wer­den. Doch so weit kam es nicht: Die MS Sa­to­shi wurde in­zwi­schen zur Ver­schrot­tung ver­kauft.

Sei­nen künf­ti­gen Platz sollte das Schiff vor der Pa­zi­fik­küste von Pa­nama fin­den – rund 30 Mi­nu­ten mit der Fähre von Pa­nama City ent­fernt. Mit der Ver­stei­ge­rung der ers­ten 100 der ins­ge­samt 777 Ka­bi­nen wurde im No­vem­ber 2020 be­gon­nen. Laut in­ter­na­tio­na­len Me­dien er­hoffte sich CEO Chad El­wart­kow­ski ei­nen Er­lös von 25.000 bis 50.000 US-Dol­lar pro Ka­bine. Das wä­ren dann in Summe 20 bis 40 Mil­lio­nen US-Dol­lar ge­we­sen – um ei­ni­ges mehr, als das Un­ter­neh­men für das Schiff be­zahlt hatte.

Pa­ci­fic Dawn (c) P&O Aus­tra­lia

An­spre­chen wollte Ocean Buil­ders da­bei vor al­lem Bit­coin-En­thu­si­as­ten, die sich Woh­nun­gen und/​oder Bü­ros in den Ka­bi­nen an Bord ein­rich­ten soll­ten. Da­her wurde die ehe­ma­lige Pa­ci­fic Dawn ganz ge­zielt als „Crypto Cruise Ship“ ver­mark­tet, auf dem ne­ben dem US-Dol­lar auch Bit­co­ins als Zah­lungs­mit­tel ak­zep­tiert wer­den soll­ten. Dazu passte auch der neue Name „Sa­to­shi“, denn der Er­fin­der der Kryp­to­wäh­rung Bit­coin wurde un­ter dem Pseud­onym „Sa­to­shi Na­ka­moto“ be­kannt.

Den In­ter­es­sen­ten ver­sprach Ocean Buil­ders auf sei­ner Web­site ein „ge­schäfts­ori­en­tier­tes Um­feld, in dem Sie Ihr be­stehen­des Ge­schäft ver­la­gern, ei­nen neuen glo­ba­len Haupt­sitz er­rich­ten oder ein neues Un­ter­neh­men grün­den und in ei­nem Um­feld gleich­ge­sinn­ter Un­ter­neh­mer un­ter­stützt wer­den kön­nen“. Gleich­zei­tig wurde auch mit den vie­len Frei­zeit­an­ge­bo­ten an Bord ge­wor­ben. Die ers­ten Ka­bi­nen soll­ten im Jän­ner 2021 be­zugs­fer­tig sein.

Wie das Un­ter­neh­men aus Pa­nama nun in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung schreibt, hatte man nach dem Kauf der Pa­ci­fic Dawn be­reits eine Firma für die Ver­wal­tung des Schiffs ge­fun­den und so­gar ei­nen Auf­ent­halt in ei­nem Tro­cken­dock ver­ein­bart, ehe sich her­aus­stellte, dass keine Ge­sell­schaft be­reits war, das „Crypto Cruise Ship“ im Golf von Pa­nama zu ak­zep­ta­blen Kon­di­tio­nen zu ver­si­chern.

Das sei letzt­lich der ent­schei­dende Grund für das Schei­tern des Pro­jekts ge­we­sen, er­klärt CEO Chad El­wart­kow­ski, der aber auch die man­gelnde Un­ter­stüt­zung durch die Bit­coin-Com­mu­nity und die Be­hör­den von Pa­nama be­klagt. Das Schiff sei des­halb zur Ver­schrot­tung ver­kauft wor­den und werde sich nun auf den Weg in eine Ab­wrack­werft in In­dien be­ge­ben. Ocean Buil­ders will sich hin­ge­gen wie­der ganz auf die bis­he­ri­gen Pro­jekte mit schwim­men­den Häu­sern in Pa­nama kon­zen­trie­ren.

Die Pa­ci­fic Dawn wurde 1991 für P&O Crui­ses fer­tigg­stellt und war da­nach als „Re­gal Prin­cess“ für die da­ma­lige P&O‑Tochter Prin­cess Crui­ses un­ter­wegs. Ge­tauft wurde das Schiff in New York durch die bri­ti­sche Pre­mier­mi­nis­te­rin Mar­ga­ret That­cher. Für das De­sign zeich­nete der ita­lie­ni­sche Ar­chi­tekt Renzo Piano ver­ant­wort­lich, der zu­vor mit sei­nen Ent­wür­fen für das Centre Ge­or­ges Pom­pi­dou in Pa­ris welt­weit Be­rühmt­heit er­langt hatte. Im No­vem­ber 2007 wech­selte das Schiff schließ­lich zu P&O Aus­tra­lia und wurde in „Pa­ci­fic Dawn“ um­be­nannt.

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Wolfgang Tropf

Wolfgang ist seit 25 Jahren als Reisejournalist tätig. 2013 gründete er das Online-Reisemagazin travel4news. Nach mehr als 110 Kreuzfahrten auf rund 60 verschiedenen Schiffen kennt er die Produkte aller wichtigen Kreuzfahrtlinien aus eigener Erfahrung. Der Start von cruise4news im Jahr 2019 war da nur ein logischer Schritt.
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