KREUZFAHRT-WELT

Kreuzfahrtschiffe stornieren Besuche in Island wegen Gebühren

Wie aus ei­nem Schrei­ben des Ha­fen­be­triebs­lei­ters von MSC Kreuz­fahr­ten her­vor­geht, mei­den Kreuz­fahrt­schiffe Is­land und stor­nie­ren die An­läufe in den Hä­fen des Lan­des. Der Grund ist, dass 2025 eine Ge­bühr ein­ge­führt wor­den ist, die viel hö­her als die Un­ter­kunfts­steuer ist, die kurz vor der Sai­son 2024 ein­ge­führt wor­den ist.

Ende 2023 führte die Re­gie­rung eine Steuer in Höhe von 1.000 Is­län­di­schen Kro­nen, etwa 6,8 Euro, auf alle Über­nach­tun­gen ab dem 1. Jän­ner 2024 ein. Die Ge­bühr, die am 1. Jän­ner 2025 in Kraft trat, be­trägt für Schiffe auf in­ter­na­tio­na­len Kreuz­fahr­ten 2.500 Is­län­di­sche Kro­nen pro Pas­sa­gier und Tag, die etwa 17 Euro ent­spre­chen.

Die Kir­che Hall­gríms­kirkja in Reykja­vik © Fer­di­nand Stöhr via Un­s­plash

Die is­län­di­sche Re­gie­rung schätzte, dass die neue Ge­bühr etwa 1,5 Mil­li­ar­den Is­län­di­sche Kro­nen be­zie­hungs­weise 10,2 Mil­lio­nen Euro ein­brin­gen würde. Da Kreuz­fahrt­schiffe je­doch be­gin­nen, Auf­ent­halte auf der In­sel aus Feuer und Eis zu stor­nie­ren, müs­sen diese Zah­len mög­li­cher­weise re­vi­diert wer­den. Laut dem is­län­di­schen Rund­funk RÚV sol­len „Dut­zende von Kreuz­fahrt­schif­fen ge­plante Be­su­che in is­län­di­schen Hä­fen ab­ge­sagt“ ha­ben.

Tat­säch­lich er­war­ten die is­län­di­schen Hä­fen 80 Kreuz­fahrt­schiffe we­ni­ger, da sich die Stor­nie­run­gen häu­fen. In Akureyri wird die Zahl der Schiffs­be­su­che im Ver­gleich zum Vor­jahr um 44 sin­ken. In Grund­arf­jörður wur­den für das lau­fende Jahr be­reits sie­ben Schiffe ab­be­stellt, für 2026 wer­den wei­tere 14 er­war­tet. In Ves­t­man­naey­jar rech­net man in die­sem Jahr mit min­des­tens zehn Schiffs­be­su­chen we­ni­ger als im Vor­jahr. Dies soll laut Si­gurður Jö­kull Ólaf­s­son, Vor­sit­zen­der von Cruise Ice­land, wirt­schaft­li­che Aus­wir­kun­gen mit sich brin­gen.

„Neh­men wir zum Bei­spiel ein Schiff, das im Som­mer je­weils acht bis neun Stopps in Reykja­vik, Ísaf­jörður und Akureyri ein­legt, so wird es im Jahr 2025 mit zu­sätz­li­chen Be­triebs­kos­ten in Höhe von 440 Mil­lio­nen ISK kon­fron­tiert sein.“

Si­gurður Jö­kull Ólaf­s­son, Vor­sit­zen­der von Cruise Ice­land

Letz­tes Jahr warnte Cruise Ice­land da­vor, dass die neue Ge­bühr vor al­lem Schiffe be­tref­fen würde, die das Land um­run­den. Man hätte sich ge­wünscht, dass diese Ge­bühr schritt­weise ein­ge­führt wird, da­mit sie den Be­trieb nicht so hart trifft wie jetzt.

Bei der neuen Ge­bühr han­delt es sich um eine Ta­ges­ge­bühr, das heißt, dass Pas­sa­giere, die mehr als ei­nen is­län­di­schen Ha­fen an­lau­fen, für je­den Be­such und bei Über­nach­tun­gen meh­rere Ge­büh­ren zah­len. Die Ge­bühr be­trifft alle Pas­sa­giere, egal, ob sie von Bord ge­hen oder nicht.

MSC Pre­ziosa (c) MSC Crui­ses

Die MSC Pre­ziosa mit 4.345 Pas­sa­gie­ren bie­tet bei­spiels­weise zehn Hin- und Rück­fahr­ten von Ham­burg nach Is­land an, die am 18. Mai 2025 be­gin­nen und bis zum 7. Au­gust dau­ern. Sie läuft den In­sel­staat drei­mal an, ein­schließ­lich ei­ner Über­nach­tung in Reykja­vik, so dass die Pas­sa­giere fast 72 US-Dol­lar an zu­sätz­li­chen Ge­büh­ren zah­len müs­sen.

Diese neue Ge­bühr führt dazu, dass Is­land für die ge­plan­ten Som­mer­ab­fahr­ten des Schif­fes fast 745.000 Euro ein­nimmt. Die 6.300 Pas­sa­giere Pas­sa­giere, die am 6. Juni 2025 mit der MSC Vir­tuosa von Sout­hamp­ton in Eng­land nach Is­land rei­sen wer­den, ha­ben eine E‑Mail er­hal­ten, in der sie über die neue Re­ge­lung in­for­miert wer­den.

Akureyri (c) Josh Reid via Un­s­plash

Wäh­rend der 14-Nächte-Reise des Schif­fes nach Ir­land, Nor­we­gen und Is­land wird das Schiff Akureyri und Isafjord in Is­land be­su­chen, be­vor es zwei Tage in Reykja­vik ver­bringt. MSC Crui­ses teilte den Pas­sa­gie­ren mit, dass die neue Ge­bühr in Höhe von un­ge­fähr 70 Euro auf die Bord­kon­ten der Gäste an­ge­rech­net wird.

Zu den an­de­ren Kreuz­fahrt­ge­sell­schaf­ten, die Is­land im Jahr 2025 an­lau­fen wer­den, ge­hö­ren un­ter an­de­rem Vi­king Oce­ans, Hol­land Ame­rica Line, Sil­ver­sea, Nor­we­gian Cruise Line, Car­ni­val Cruise Line, P&O Crui­ses und Ce­le­brity Crui­ses.

Is­lands neue Ge­bühr wurde als Re­ak­tion auf die zu­neh­men­den Aus­wir­kun­gen des Tou­ris­mus auf die In­fra­struk­tur und die Res­sour­cen des Lan­des ein­ge­führt und soll auch für Nach­hal­tig­keits­maß­nah­men ver­wen­det wer­den. Is­land mit sei­nen 376.000 Ein­woh­nern ver­zeich­nete 2024 al­lein in sei­ner Haupt­stadt Reykja­vik fast 320.000 Kreuz­fahrt­pas­sa­giere und über­traf da­mit den Vor­jah­res­re­kord von fast 300.000. Dies ist nicht die erste neue Ge­bühr, die auf Kreuz­fahrt­pas­sa­giere ab­zielt, um Um­welt- und In­fra­struk­tur­aus­wir­kun­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken.

San­to­rin (c) tra­vel by tropf

Im De­zem­ber 2024 stimmte Grie­chen­land da­für, eine In­fra­struk­tur­ge­bühr von 20 Euro für Kreuz­fahrt­gäste zu er­he­ben, die die In­seln San­to­rin und My­ko­nos be­su­chen, so­wie eine ge­rin­gere Ge­bühr von fünf Euro für Be­su­che auf Rho­dos, Korfu und Kreta, um den Über­tou­ris­mus zu be­kämp­fen. Auf den In­seln kom­men in der Hoch­sai­son bis zu 17 000 Kreuz­fahrt­pas­sa­giere pro Tag an. San­to­rin, die größte In­sel, hat et­was mehr als 15 000 Ein­woh­ner.

Ve­ne­dig hat da­mit be­gon­nen, von al­len Tou­ris­ten eine täg­li­che Ge­bühr für den Zu­gang zur his­to­ri­schen Stadt wäh­rend der Haupt­rei­se­zei­ten zu er­he­ben. Die Ge­bühr von fünf Euro, die im Jahr 2024 für nur 29 Tage ein­ge­führt wurde, brachte 2,4 Mil­lio­nen Euro für die Stadt ein.

Eben­falls im De­zem­ber 2024 kün­digte Me­xiko an, ab dem 1. Jän­ner 2025 eine Ein­rei­se­ge­bühr in Höhe von 42 Dol­lar für je­den Gast zu er­he­ben, der mit ei­nem Kreuz­fahrt­schiff an­reist. Diese Ge­bühr wurde je­doch um sechs Mo­nate ver­scho­ben, nach­dem die Flo­rida-Ca­rib­bean Cruise As­so­cia­tion be­an­tragt hatte, die Ein­rei­se­ge­bühr zu über­ar­bei­ten, da sie „ver­hee­rende Aus­wir­kun­gen auf den Kreuz­fahrt­tou­ris­mus, die me­xi­ka­ni­sche Wirt­schaft und die Le­bens­grund­la­gen der Küs­ten­ge­mein­den“ ha­ben würde.

Elisabeth Kapral

Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für cruise4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat in den letzten 15 Jahren mehr als 80 Kreuzfahrten mit den verschiedensten Reedereien unternommen.
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