KREUZFAHRT-WELT

Erster Carnival-Neubau der Geschichte wird in Indien verschrottet

Sie­ben Jahre lang war die Ocean Dream zu­letzt für die ja­pa­ni­sche NGO „Peace Boat“ un­ter­wegs, um sich rund um die Welt für Frie­den, Men­schen­rechte, Um­welt­schutz und nach­hal­tige Ent­wick­lung ein­zu­set­zen. Nun braucht sie nie­mand mehr: Am 1. Jän­ner 2021 wurde das 38 Jahre alte Kreuz­fahrt­schiff im in­di­schen Alang zur Ver­schrot­tung ge­stran­det.

Auch wenn es die letz­ten Jahre ab­seits der Kreuz­fahrt-In­dus­trie ver­bracht hat, ver­ab­schie­det sich da­mit ein Schiff, das Ge­schichte ge­schrie­ben hat. Denn die 1982 auf der dä­ni­schen Aal­borg Vaerft fer­tig­ge­stellte „Tro­pi­cale“ war da­mals das erste Neu­bau­pro­jekt der noch jun­gen ame­ri­ka­ni­schen Ree­de­rei Car­ni­val – und da­mit auch das erste Schiff mit der für Car­ni­val so ty­pi­schen Form des Schorn­steins.

Nach 19 Jah­ren in der Ka­ri­bik, an der ame­ri­ka­ni­schen West­küste und in Alaska wech­selte das Schiff im Jahr 2001 zu Costa Cro­ciere auf den eu­ro­päi­schen Markt. Ne­ben der Um­be­nen­nung in „Costa Tro­pi­cal“ wurde da­bei auch der Schorn­stein durch eine für Costa ty­pi­sche zy­lin­drisch ge­formte Va­ri­ante er­setzt.

Nach­dem das Schiff auf der Fin­can­tieri-Werft in Pa­lermo mo­der­ni­siert wurde, er­folgte Ende 2005 der Ver­kauf an P&O Crui­ses Aus­tra­lia. Dort wurde es bis 2008 als „Pa­ci­fic Star“ ab/​bis Bris­bane ein­ge­setzt, ehe es von der spa­ni­schen Ree­de­rei Pull­man­tur über­nom­men wurde und als „Ocean Dream“ wie­der in die Ka­ri­bik zu­rück­kehrte.

Sun Prin­cess (c) Prin­cess Crui­ses

Seit Mai 2012 wurde das Schiff schließ­lich von „Peace Boat“ ge­nutzt. Die 1983 ge­grün­dete NGO mit Sitz in Ja­pan baut in­ter­na­tio­nale Ver­bin­dun­gen zwi­schen Grup­pen auf, die sich für Frie­den, Men­schen­rechte, Um­welt­schutz und nach­hal­tige Ent­wick­lung ein­set­zen, und hat ei­nen be­ra­ten­den Sta­tus beim Wirt­schafts- und So­zi­al­rat der Ver­ein­ten Na­tio­nen.

Im Mit­tel­punkt der Ak­ti­vi­tä­ten stan­den zu­letzt bis zu drei Welt­rei­sen mit der Ocean Dream pro Jahr. Die Zeit an Bord wurde da­bei für Vor­träge und Ver­an­stal­tun­gen mit Gast­red­nern aus den be­such­ten Län­dern ge­nutzt, wäh­rend in den Hä­fen ver­schie­dene Aus­tausch­ver­an­stal­tun­gen mit lo­ka­len NGOs und Stu­den­ten­grup­pen statt­fan­den. Zu­dem leis­te­ten die Teil­neh­mer der Rei­sen hu­ma­ni­täre Hilfe vor Ort.

Die Ocean Dream ver­fügte über 490 Ka­bi­nen und Sui­ten und bot Platz für mehr als 1.400 Pas­sa­giere. Zur Aus­stat­tung ge­hör­ten vier Re­stau­rants, sechs Bars, ein Thea­ter, zwei Swim­ming­pools und drei Whirl­pools. Wie be­reits be­rich­tet, über­nahm Peace Boat im Spät­herbst 2020 die deut­lich grö­ßere Sun Prin­cess von Prin­cess Crui­ses. Sie wurde in „Pa­ci­fic World“ um­be­nannt und soll künf­tig die Ocean Dream als „schwim­mende Uni­ver­si­tät“ auf den Welt­mee­ren er­set­zen.

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Wolfgang Tropf

Wolfgang ist seit 25 Jahren als Reisejournalist tätig. 2013 gründete er das Online-Reisemagazin travel4news. Nach mehr als 110 Kreuzfahrten auf rund 60 verschiedenen Schiffen kennt er die Produkte aller wichtigen Kreuzfahrtlinien aus eigener Erfahrung. Der Start von cruise4news im Jahr 2019 war da nur ein logischer Schritt.
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