Explosion im Hafen von Beirut zerstört die ehemalige „Vistamar“
Die verheerende Explosion in Beirut am Abend des 4. August 2020 hat auch ein Kreuzfahrtschiff zerstört: Die schwer beschädigte MS Orient Queen – besser bekannt unter ihrem früheren Namen „Vistamar“ – ist in der Nacht im Hafen der libanesischen Hauptstadt gesunken. Angesichts der vielen Toten und Verletzten und der unfassbaren Schäden kann das zwar nicht mehr als eine Randnotiz sein, berichten wollen wir es aber trotzdem.
Laut lokalen Medienberichten lag die MS Orient Queen rund 300 Meter vom Ort der Explosion entfernt im Hafen von Beirut. Schon kurz nach der Explosion zeigte das Kreuzfahrtschiff deutliche Schlagseite, ehe es dann in der Nacht kenterte und zur Hälfte im Wasser versank. Auch der Hauptsitz des Schiffsbetreibers Abou Merhi Cruises und der gesamten Abou Merhi Group wurde zerstört.
Viel schlimmer ist allerdings eine Nachricht aus der Botschaft der Philippinen in Beirut. Demnach wurden durch die Explosion zwei philippinische Seeleute getötet. Acht Filipinos erlitten Verletzungen, wobei sich eine Person in einem kritischen, aber stabilen Zustand befindet. Ein Crew-Mitglied wird noch vermisst. Abou Merhi Cruises hat inzwischen den Tod von zwei Mitarbeitern aus Äthiopien und Syrien bestätigt.
The whole image I have is half a gig and shows a vast swathe of Beirut, but the thing that caught my just across from the site of the blast is the ship that has been turned over. pic.twitter.com/djUJDZ3SZT
— Jonathan Amos (@BBCAmos) August 5, 2020
Die MS Orient Queen II wurde 1989 in Valencia für Mar Lines Universal Shipping gebaut und verfügte über 150 Kabinen für bis zu 300 Passagiere. Von 1991 bis 2012 fuhr sie als „Vistamar“ im Charter für den in Bremen beheimateten Reiseveranstalter Plantours und war dabei Anfang der 1990er-Jahre das erste Schiff, das den Amazonas bis Manaus und die Antarktis erkundete.
Some pictures from inside Beirut’s mangled port today. pic.twitter.com/ccf3drv3QX
— Timour Azhari (@timourazhari) August 4, 2020
1997 kam auch Grönland dazu. 2003 befuhr die Vistamar erstmals den Amazonas über Manaus hinaus bis ins peruanische Iquitos. Im Sommer 2012 übernahm Abou Merhi Cruises die Vistamar und benannte sie in „Orient Queen II“ um. Zwischen 2016 und 2018 trug das Schiff den Namen „Med Queen“, ehe es dann ab 2018 als „Orient Queen“ zum Einsatz kam. Abou Merhi Cruises bot bis zuletzt wöchentliche Kreuzfahrten ab/bis Beirut im östlichen Mittelmeer an, die unter anderem nach Marmaris, Kusadasi, Mykonos, Athen, Paros und Rhodos führten.