Cozumel: Proteste gegen Bau eines vierten Kreuzfahrt-Piers
Ein viertes Pier für Kreuzfahrtschiffe soll Cozumel weltweit zum Kreuzfahrthafen Nummer eins machen. Doch es gibt Widerstand: Fast 100 Aktivisten, Bürger und Touristen haben sich kürzlich an der künftigen Baustelle versammelt, um gegen das Projekt auf der mexikanischen Insel zu protestieren.
Laut einem Bericht des Kreuzfahrt-Portals „Cruise Hive“ gehen die Demonstranten davon aus, dass das Bauprojekt die Umwelt schädigen, wertvolle Korallen zerstören und den einzigen öffentlichen Strand auf Cozumel zerstören würde. Vor allem könnte die verstärkte Ankunft von Schiffen mit großem Tiefgang die bei Tauchern weltweit beliebte Riffzone beeinträchtigen, wird befürchtet.

Cozumel ist ein beliebtes Touristenziel, das jährlich rund fünf Millionen Besucher empfängt. Drei Millionen Besucher kommen dabei mit Kreuzfahrtschiffen an. Das neue Projekt umfasst ein Pier und eine Brücke, die über die Hauptstraße in das Terminal führen wird. Hier sollen dann selbst die größten Schiffe der Welt anlegen können – wie etwas die Oasis-Klasse von Royal Caribbean.
Laut der Global Coral Reef Alliance – einer Organisation an der Spitze der Proteste – könnte das Pier jedoch das Projekt zur Regeneration der Korallen in der Region zerstören. Obwohl es heute nur noch wenige Korallen an diesem Ort gibt, arbeiten Umweltschützer daran, das wiederherzustellen, was bereits in der Vergangenheit durch den Menschen beschädigt wurde.

Die Proteste sind die neueste Wendung in einer Geschichte, die bereits seit einigen Jahren andauert. Nachdem die mexikanische Regierung nach jahrelangen Diskussionen im Jahr 2020 grünes Licht für das Projekt gegeben hatte, sollte der Bau eigentlich bereits begonnen haben. Nach einem Gerichtsurteil vom 11. April 2022 müssen die Arbeiten aber vorerst ausgesetzt werden.
Zuvor hatte das Bürgerkollektiv der Insel Cozumel eine einstweilige Verfügung durch die Bundesgerichtsbarkeit beantragt, weil die Rechte der Stadt verletzt und das Ökosystem der Insel gefährdet würden. Das Gericht gewährte die Aussetzung, um irreparable Umweltschäden zu vermeiden und das Grundrecht auf Erhaltung der Umwelt zu schützen.

Darüber hinaus sehen die Projekt-Gegner auch das Wachstum der Kreuzfahrtindustrie auf der Insel skeptisch. Sie sind vielmehr überzeugt, dass Cozumel in Bezug auf Wirtschaft und Tourismus diversifiziert werden müsse. Während der Pandemie sei die Abhängigkeit der Insel von Kreuzfahrtschiffen offensichtlich gewesen, lautet ihre Argumentation.
Tatsächlich ist Cozumel schon jetzt der verkehrsreichste Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe in der Karibik – noch vor Nassau und St. Thomas. Die Insel könnte möglicherweise wertvollen Übernachtungstourismus verlieren, wenn sie sich ausschließlich auf den Aufbau des Kreuzfahrttourismus verlässt.