KREUZFAHRT-WELT

Tourismus-Proteste: Reedereien könnten spanische Häfen meiden

Der in­ter­na­tio­nale Kreuz­fahrt­ver­band CLIA (Cruise Li­nes In­ter­na­tio­nal As­so­cia­tion) hat so­eben ge­warnt, dass die Ree­de­reien spa­ni­sche Kreuz­fahrt­hä­fen wie Bar­ce­lona und Palma de Mal­lorca aus den Rou­ten strei­chen könn­ten, wenn die De­mons­tra­tio­nen ge­gen den Tou­ris­mus in die­sen Städ­ten wei­ter es­ka­lie­ren.

Die Pro­teste ge­gen den Mas­sen­tou­ris­mus in Spa­nien wer­den je­den­falls im­mer hef­ti­ger: In Bar­ce­lona wur­den Tou­ris­ten zu­letzt von De­mons­tran­ten mit Was­ser be­spritzt und auf Mal­lorca rie­gel­ten wü­tende Ein­hei­mi­sche für kurze Zeit die Strände ab. Auch auf den Ka­na­ri­schen In­seln zei­gen viele Ein­hei­mi­sche zu­neh­mend ih­ren Un­mut über die vie­len Ur­lau­ber.

Ha­fen von Bar­ce­lona (c) pix­a­bay

Die De­mons­tra­tio­nen rich­ten sich zwar bis­her nicht vor­ran­gig ge­gen Kreuz­fahrt­schiffe. Im Mit­tel­punkt der Pro­teste ste­hen viel­mehr die Woh­nungs­knapp­heit durch die rasch wach­sende Zahl an Fe­rien-Apart­ments, die Über­las­tung der In­fra­struk­tur und die ver­min­derte Le­bens­qua­li­tät. Aber die rie­si­gen Kreuz­fahrt­schiffe sind eben auch zu ei­nem deut­lich sicht­ba­ren Sym­bol für den Mas­sen­tou­ris­mus ge­wor­den.

Meh­rere spa­ni­sche Hä­fen ha­ben schon Be­schrän­kun­gen für die Zahl der Kreuz­fahrt­schiffe und Pas­sa­giere ein­ge­führt oder den­ken zu­min­dest dar­über nach. In Palma de Mal­lorca gilt be­reits eine Ober­grenze von drei Schif­fen pro Tag, die mit der CLIA ver­ein­bart wor­den ist. Aber die Po­li­tik vor Ort drängt ve­he­ment auf noch stren­gere Maß­nah­men.

Palma de Mal­lorca (c) pix­a­bay

Auch der Bür­ger­meis­ter von Bar­ce­lona sprach sich kürz­lich für eine Be­gren­zung der Zahl der Kreuz­fahrt­schiffe und Pas­sa­giere aus – und in Va­len­cia und Ma­laga gibt es eben­falls hef­tige De­bat­ten, die bis zum kom­plet­ten Ver­bot von Kreuz­fahrt­schif­fen im Ha­fen rei­chen. Die spa­ni­sche Re­gie­rung lehnt sol­che For­de­run­gen al­ler­dings mit der Be­grün­dung ab, dass die Kreuz­fahrt-In­dus­trie ei­nen be­deu­ten­den Bei­trag zur Wirt­schaft leiste.

Sei­tens der CLIA rech­net man zwar trotz der an­hal­ten­den Pro­teste nicht mit Um­satz­ein­bu­ßen für die Kreuz­fahrt-In­dus­trie, be­trach­tet die Ent­wick­lung aber mit Sorge, wie Eu­ropa-Di­rek­to­rin Ma­rie Ca­ro­line Lau­rent er­klärt: „Tou­ris­ten­pho­bie ist nicht nur in Spa­nien ein Pro­blem, son­dern auch in Frank­reich und an­de­ren Län­dern am Mit­tel­meer. Die Be­su­cher re­agie­ren zu­neh­mend sen­si­bler und die Sze­nen, die sich an Or­ten wie Bar­ce­lona ab­ge­spielt ha­ben, wir­ken sich auf den Ruf des Rei­se­ziels aus.“

Ma­laga (c) cruise4news /​ Eli­sa­beth Ka­pral

Än­de­run­gen der Kreuz­fahrt­rou­ten wä­ren da­her nur eine lo­gi­sche Folge: Die Schiffe könn­ten „an­dere Ziele an­steu­ern, die für die Gäste ein­la­den­der sind“, so Lau­rent. Sie denkt da­bei vor al­lem an eine Ver­schie­bung der Flot­ten vom Mit­tel­meer in an­dere Re­gio­nen – al­len voran nach Asien, wo be­reits im kom­men­den Win­ter 2024/​25 mit ei­nem An­stieg der Ka­pa­zi­tä­ten um 89 Pro­zent ge­rech­net wird.

Im Jahr 2023 zähl­ten die spa­ni­schen Hä­fen knapp 4.500 An­läufe von Kreuz­fahrt­schif­fen mit ins­ge­samt mehr als 12 Mil­lio­nen Pas­sa­gie­ren, was ei­nen neuen Re­kord be­deu­tete – und diese Zah­len wer­den bis zum Ende der Sai­son 2024 wei­ter stei­gen. Was dann 2025 und dar­über hin­aus pas­siert, scheint of­fe­ner denn je. Viel­leicht zie­hen sich ja tat­säch­lich ei­nige Kreuz­fahrt­li­nien zu­rück. Die spa­ni­schen De­mons­tran­ten würde das si­cher­lich freuen…

Wolfgang Tropf

Wolfgang ist seit 25 Jahren als Reisejournalist tätig. 2013 gründete er das Online-Reisemagazin travel4news. Nach mehr als 110 Kreuzfahrten auf rund 60 verschiedenen Schiffen kennt er die Produkte aller wichtigen Kreuzfahrtlinien aus eigener Erfahrung. Der Start von cruise4news im Jahr 2019 war da nur ein logischer Schritt.
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