Weniger Kreuzfahrtschiffe in Island wegen höherer Gebühren
Der Kreuzfahrtsektor in Island macht sich wegen höherer Gebühren auf einen erheblichen Rückgang gefasst. Cruise Iceland meldet für 2026 einen prognostizierten Rückgang der landesweiten Kreuzfahrtbuchungen um 14 Prozent und für 2027 einen noch stärkeren Rückgang um 30 Prozent, berichtet das isländische Portal BB.IS.
Im Mittelpunkt des Problems steht die kürzlich eingeführte Infrastrukturgebühr von 18 US-Dollar pro Kreuzfahrtpassagier für jede 24 Stunden Aufenthalt im Land.
Die Analyse von Cruise Iceland, das eine Koalition aus isländischen Häfen, Tourismusunternehmen und Schifffahrtsagenturen vertritt, warnt davor, dass die Gebühr zu einem Nettoverlust für die Staatskasse führen könnte, anstatt den beabsichtigten Einnahmenschub zu bewirken. Bei einem Rückgang des Kreuzfahrtverkehrs um 20 Prozent wird der Nettoverlust auf etwa 3,6 Millionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. Bei einem Rückgang um 30 Prozent könnten die Verluste auf 12,5 Millionen US-Dollar ansteigen.
Es sind bereits Anpassungen der Reiserouten zu beobachten, wobei Kreuzfahrtgesellschaften Berichten zufolge ihre Aufenthalte in isländischen Gewässern zugunsten von nahe gelegenen Zielen wie den Färöer-Inseln verkürzen. Häfen in abgelegeneren Regionen wie den Westfjorden sind besonders gefährdet, von künftigen Routen gestrichen zu werden.
Cruise Iceland hat klargestellt, dass es sich nicht gegen das Konzept einer Infrastrukturgebühr ausspricht. Der Verband betont jedoch, wie wichtig eine strukturierte Umsetzung ist. Die Einführung solcher Gebühren müsse mit einer angemessenen Vorlaufzeit einhergehen, damit die Kreuzfahrtunternehmen ihre Preisgestaltung und ihre Zeitplanung anpassen können. Man plädiert für ein gestaffeltes Gebührensystem, das auf den Hafenanläufen und nicht auf der Aufenthaltsdauer basiert, um ein kontinuierliches Engagement für isländische Reiseziele zu fördern.
Die Gebühr wirft auch die Frage nach der steuerlichen Gleichbehandlung von Kreuzfahrtpassagieren und Flugreisenden auf. Im Jahr 2023 entfielen 309.890 der 2,4 Millionen Besucher des Landes auf Kreuzfahrtpassagiere, das sind rund 13 Prozent der Gesamtankünfte.