Nizza verbannt vermutlich doch nicht alle großen Schiffe
Die beliebte Stadt Nizza an der Côte d’Azur wird möglicherweise nicht wie ursprünglich geplant im Juli ein Verbot für alle großen Schiffe erlassen. Nachdem sich die Bevölkerung gegen den Plan von Bürgermeister Christian Estrosi ausgesprochen hat, ab dem 1. Juli 2025 alle Schiffe mit mehr als 900 Passagieren zu verbieten, legt der Bürgermeister nun einen neuen Plan mit weit weniger restriktiven Richtlinien vor.
Berichten zufolge hat sich Estrosi vor kurzem mit lokalen Entscheidungsträgern, darunter auch Unternehmen, die stark vom Kreuzfahrttourismus abhängig sind, beraten, um deren Bedenken anzuhören. Er bereitet sich nun darauf vor, der Hafenbehörde am 7. März einen etwas weniger restriktiven Plan zur Prüfung vorzulegen.
Nach dem neuen Plan, dessen vollständige Einzelheiten noch nicht bekannt sind, würden bis zu 65 Schiffe mit jeweils bis zu 2 500 Gästen in Villefranche-sur-Mer, einem Tiefseehafen etwas östlich von Nizza, ankern dürfen. Zwar wäre jeweils nur ein Schiff zugelassen, doch stellt dies eine erhebliche Veränderung gegenüber dem vorgeschlagenen Verbot für alle Schiffe mit mehr als 900 Gästen dar.
Der neue Plan soll einen Kompromiss zwischen den Interessen der öffentlichen Gesundheit und der Unterstützung der lokalen Wirtschaft darstellen. Estrosi hat die Kreuzfahrtindustrie vehement verurteilt und in seinen Diskussionen über den früheren Verbotsvorschlag scharfe und wenig schmeichelhafte Beschreibungen der Schiffe und ihrer Passagiere verwendet.
Örtliche Umweltschützer empören sich bereits über Estrosis bevorstehenden Kompromissvorschlag, denn das Mittelmeer sei kein Mülleimer und die Küste sollte nicht den wirtschaftlichen Interessen einiger weniger geopfert werden. Ihre Ansichten sind nicht ungewöhnlich, da Umweltbedenken über immer größere Schiffe mit Tausenden von Gästen in vielen Regionen zu ähnlichen Beschränkungen und völligen Verboten geführt haben. Zu den Hafenstädten, die bereits ähnliche vollständige oder teilweise Verbote für große Schiffe erlassen haben, gehören Barcelona, Venedig, Sitka in Alaska und Bar Harbor in Maine.
Besuch von Nizza mit dem Kreuzfahrtschiff
Nizza ist einer der beliebtesten Häfen an der Côte d’Azur und eine Station, auf die sich viele Reisende auf einer Vielzahl von Mittelmeerrouten freuen. Mit der neuen Anpassung von Estrosis Vorschlag wären nun viele derzeit geplante Abfahrten nicht betroffen, einschließlich kleinerer Luxusschiffe, die weniger Gäste an Bord haben und zeigen, dass Reisende im Allgemeinen mehr ausgeben, wenn sie einen Hafen besuchen.
Nach dem vorherigen Vorschlag hätten Schiffe wie die Queen Victoria für 2.081 Gäste, die Marella Discovery für 2.076 Gäste und die Oceania Vista für 1.200 Gäste alle einen anderen Hafen anlaufen müssen, doch nun kann jedes Schiff weiterhin Nizza besuchen. Einige der größten Schiffe, die für den Hafen geplant sind, müssten sich jedoch einen anderen Bestimmungsort suchen, wie die Voyager of the Seas für 3.602 Gäste, die Celebrity Equinox für 2.850 Gäste und die Azura für 3.096 Gäste.
Kreuzfahrttouristen, die die Stadt trotz der Kontroverse um Passagierobergrenzen, Schiffsverbote und Größenbeschränkungen besuchen wollen, sollten sich nach Fahrten mit kleineren Schiffen und Luxuslinien umsehen. Derzeit gibt es keine Überlegungen, die Schiffe ganz aus Nizza zu verbannen, nur die größeren Schiffe dürften davon betroffen sein.
Die Cruise Lines International Association (CLIA) bemüht sich um einen Kompromiss zugunsten der Kreuzfahrtschiffe und des erheblichen wirtschaftlichen Nutzens, den sie für verschiedene Regionen bringen. Es ist jedoch möglich, dass diese Vorschläge noch angepasst werden oder auf zusätzlichen Widerstand von beiden Seiten stoßen. Ein solcher Machtkampf verheißt nichts Gutes für die Touristen, von denen viele am Ende möglicherweise Besuchsgebühren oder zusätzliche Steuern zahlen müssen.